Nur was spannend ist, merkt man sich

oder

Warum man sich den ersten Werbespot im unterbrochenen Film am besten merkt

von

Gudrun Thuswald

 

So viel ist klar. BEAT!-Kurse sind anders aufgebaut als herkömmliche Lehrgänge. Im BEAT!-Kurs werden zwei Vorgänge miteinander verbunden - Tennis und Englisch - die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Warum soll man diese beiden Fähigkeiten gleichzeitig lernen? Wäre es nicht besser, die Lernvorgänge fein säuberlich zu trennen um die Kinder nicht zu überfordern? Und überhaupt: Warum schon so zeitig mit einer Fremdsprache beginnen? Schon vor dem Kindergarten. Sie haben doch später in der Schule noch Zeit genug dafür! Soll man sie damit schon in so früher Kindheit quälen? Und Bewegung machen sie ja auch so genug! Wozu sie also auf einen Tennisplatz schleppen?

Schaut man aber in die Gesichter der Kinder, die am Kurs teilnehmen, sieht man weder Überforderung noch Zwang, sondern einfach nur Begeisterung, Freude und Motivation, die nicht selten weit in die Pausen hineinreicht und uns Trainern manchmal kaum Zeit zum Luftholen lässt. Aber es gibt wohl kaum einen schöneren Stress, denn diese Freude hat Methode. Und zwar folgende:

 

Eine wohlbekannte Situation:

In einem Film, irgendeiner, der einfach so dahinplätschert, gibt es plötzlich eine Unterbrechung durch Werbung. Auf einmal ist es spannend. Obwohl Sie die Handlung vorher gar nicht so gefesselt hat, wollen Sie jetzt unbedingt wissen, wie es weitergeht.

 

Sie haben soeben eine interessante Erfahrung gemacht:

Bewusste Unterbrechungen führen sicherer zum Ziel als perfekt durchgeplante und abgeschlossene Prozesse. Die Macher des Films haben Sie nicht nur durch die Qualität des Films überzeugt, sondern durch einen einfachen Mechanismus der Lernpsychologie: Wenn eine Spannung da ist, ist man aufmerksamer und merkt sich Dinge leichter.

 

Das Ganze hat allerdings auch einen Nebeneffekt: Sie merken sich nicht die Fortsetzung des Films am besten, sondern - erraten! - den ersten Werbespot des Werbeblocks. Darum ist der erste Spot ja auch der wertvollste für jeden Werber und er ist bereit, dafür viel Geld hinzublättern. Viel mehr als für den dritten oder vierten eines Werbeblocks. Tja! Blöd gelaufen! Aber so ist unser Hirn nun mal gebaut. Allerdings, wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Wir können diesen Effekt auch sehr segensreich für uns nützen. Denn was die Werbeindustrie kann, das kann die Pädagogik schon lange. Oder sollte es zumindest können. Deshalb gibt es BEAT!

 

Die BEAT! - Methode

Deshalb unterbrechen die beiden Lernstränge Englisch und Tennis einander gegenseitig, konkret alle 25 Minuten. Auf diese Weise erzeugen sie einen Spannungsbogen, der den Kindern hilft, besonders effizient zu lernen.

Diese besondere Effizienz wirkt sich auf beide Lernvorgänge sehr positiv aus. Die Kinder machen sowohl bei Tennis als auch bei Englisch sehr rasche Fortschritte. Dazu kommt, dass diese Methode einen besonders frühen Start des Lernvorganges ermöglicht, da die Kinder nicht über ihr altersgemäßes Konzentrationsvermögen hinaus belastet werden. Bei BEAT! beginnen die Kinder mit 2,5 Jahren. Manche waren sogar noch ein paar Wochen jünger.

 

Wissenschaftlicher Hintergrund

Was hier abläuft, nennen Psychologen den Seigarnik-Effekt, benannt nach der Psychologin Bljuma Wulfowna Seigarnik, die 1927 nach Experimenten der Handlungstheorie nach Kurt Lewin herausfand,  dass unerledigte Handlungen unter bestimmten Bedingungen besser behalten werden als erledigte. Als Ursachen gelten "Restspannung" im Erinnerungsvermögen und eine nicht eingetretene Wunscherfüllung. Seigarnik entdeckte diesen Effekt, als sie feststellte, dass sich Kellner wesentlich besser an Details von Bestellungen erinnern, die noch nicht bezahlt - also unerledigt - waren.  

Unmittelbar nach der Entdeckung in Vergessenheit geraten, wurde dieser Effekt in den 50er-Jahren im Zuge des steigenden Interesses für Gedächtnisforschung wiederentdeckt. Seinen Siegeszug trat der Seigarnik-Effekt allerdings nicht in der Wissenschaft an, sondern in der praktischen Anwendung, insbesondere in der Werbe- und Unterhaltungsindustrie, insbesondere in der Form von Unterbrecherwerbung. 

 

Auf diesem psychologischen, pädagogischen und methodischen Fundament sind die BEAT!-Kurse aufgebaut. So gelingt es, einen Spannungsbogen aufzubauen, der eine ideale Lernumgebung für die Kinder schafft.

Zusätzlich ermöglicht es diese Methode, besonders früh zu beginnen. Der frühe Start eines Lernprozesses hat zudem noch eine ganze Reihe von Vorteilen. Diesem Thema ist aber ein eigener Beitrag gewidmet, der in Kürze auf dieser Seite zu finden sein wird.

Der Spannungsbogen wird aufgebaut, indem  die einzelnen Lernstränge nach 25 Minuten unterbrochen werden, manchmal sogar mitten in einer Aktivität. Nach Möglichkeit an einer spannenden Stelle, aber das ist gar nicht unbedingt notwendig. Die Unterbrechung an sich ist wirkungsvoll genug.

Eine Einheit von 25 Minuten ist für Kinder ab 2,5 Jahren genau jene Zeitspanne, in der sie ihre Konzentration aufrecht erhalten können, ohne dass ein Gefühl von Überforderung entsteht. Durch den Wechsel ist es sogar mögliche, mehrere solcher Einheiten aneinander zu reihen. Dadurch ergibt sich die Kursdauer von zwei Stunden.

In Gesprächen mit interessierten Eltern wird uns immer wieder die Frage gestellt, ob es denn überhaupt möglich ist, mit Kindern dieses Alters so lange konstruktiv zu arbeiten. Wenn die Eltern dann ihren Kindernbei einemKurs zuschauen, stellen sie dann fest, dass viele Kurseinheiten mit den Worten enden:

"Was? Es ist schon aus?"

Und das ist das schönste Feedback,

das man sich vorstellen kann.